Seit dem Jahr 2000 besteht zwischen
der Volksschule Muhr und je einer Grundschule in Finnland (Oulu), Belgien
(Veldegem), Italien (Meda) und Polen (Nysa) eine Partnerschaft.
Im Rahmen des Projektes "Mit allen Sinnen" hat sich die 3. Schulstufe
(Klassenlehrerin Andrea Bauer) intensiv unserem heimischen Brauchtum gewidmet.
Aus dieser Arbeit ist das Buch "Brauchtum in Muhr" entstanden. Damit
auch unsere Partnerschulen unsere Volkskultur kennen und verstehen lernen,
haben wir eine Zusammenfassung daraus auf diese Seite gestellt:
Einige Wochen vor Ostern bauen Burschen aus unserem Dorf mit Holzstämmen das Osterfeuer. Der Innenraum wird mit kleinen Ästen ausgefüllt. Wenn das Osterfeuer fertig ist, wird oben noch ein Kreuz befestigt.
Am Karsamstag nach der Auferstehungsfeier wird das Osterfeuer mit geweihtem Feuer angezündet. Viele Leute kommen und sitzen um das Osterfeuer herum. Sie freuen sich und warten bis es abgebrannt ist.
Sage:
Vor vielen Jahren war unser Land von fremden Soldaten besetzt. Als in der
Osternacht die Osterfeuer angezündet wurden und Böllerschüsse
krachten, fürchteten sich die Soldaten und verließen fluchtartig
unsere Heimat.
Zirka 10 Tage vor dem Fest beginnen die
Frauen und Kinder mit dem Blumenpflücken. Für eine große Prangstange
werden insgesamt rund 40.000 Blumen benötigt. Zum Binden der Prangstangen
treffen sich auf einem Bauernhof rund 20 Personen. Dabei werden die Blumen
mit einem Spagat zu langen Girlanden zusammengebunden. Die Farbzusammenstellung
ist sehr wichtig. Danach werden die langen Blumenkränze um eine Holzstange
gewickelt. Dabei ergeben sich kunstvolle Muster. Zum Binden einer Prangstange
braucht man 2 Tage. Am Vorabend des "Peter und Paul Tages" werden
die Prangstangen in der Kirche aufgestellt und bei der feierlichen Prozession
am 29. Juni mitgetragen.
Danach bleiben sie bis zum 15. August in der Kirche.
Nach einer alten Überlieferung dürfen die Prangstangen ausschließlich
von Burschen, die noch keine Alimente zahlen, getragen werden.
Der Sage nach soll unser Tal einmal von
riesigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht worden sein. Eine große
Hungersnot war die Folge.
Die Muhrerinnen und Muhrer haben damals folgendes gelobt:
Wenn sie in Zukunft von dieser Plage verschont bleiben, werden sie alljährlich
bei der Prozession am Peterstag (29. Juni) zur Ehre Gottes Prangstangen mittragen.
Anhand von historischen Quellen lässt sich der Muhrer Samson bis ins Jahr 1802 zurückverfolgen. Er ist bekleidet mit einem roten Umhang und einem langen Rock, "Kittel" genannt. Ein Helm bedeckt die langen schwarzen Locken. Der Samson ist bewaffnet mit einer Lanze und einer Eselskinnbacke. Am 29. Juni marschiert der Samson alljährlich unter Musikbegleitung durch das Dorf. Vor dem Mesnerwirt tanzt er einen Walzer. Beim Herumgehen bewegt er den Kopf und manchmal macht er auch eine Verbeugung. Die Samsonträger heißen Pfeifenberger Johann und Macheiner Michael. Der Samson wird von vier Männern begleitet. Obmann der Samsongruppe ist Kandler Franz. Der Samson ist 5 m groß und wiegt 75 kg. Der Riese Samson wurde früher bei den Fronleichnamsprozessionen mitgetragen.
Eine Sage erzählt, dass dem Samson besonders die schwarzen Locken Kraft und Stärke verliehen haben. Erst als man ihm die schwarzen Locken abgeschnitten hatte, konnte der Samson besiegt werden.
Das Kasmandlgehen erinnert
an den Almabtrieb und den Einzug des Kasmandls in die Almhütte. Am
10. und 11. November ziehen Kindergruppen von Haus zu Haus. Die Kinder sind
verkleidet als Kasmandl, Halter, Sennerin, Stier, ...
Sie sagen Sprüche auf, spielen mit der Flöte und singen das Muhrer
Kasmandllied: "O Sennrin Bua da Ochsenkopf..." Abschließend
teilt die Sennerin noch einen "Schnuraus" und "Rahmkoch",
das sind Kostbarkeiten von der Alm, aus.
Für die Darbietungen erhalten die "Kasmandln" Geldspenden.